

Kurzbeschreibung:
1. Seitenflügel (nord), Bohlendachspeicher; um 1820; Lage auf Gewerbehof, zweigeschossiger Fachwerkbau mit Verkleidung, Eichendachstuhl mit Bogenbindern aus vernagelten Bohlen
Beschreibung:
Der kleine zweigeschossige Fachwerkbau mit Bogendach in Bohlenbinderbauweise datiert etwa auf 1820, seine Traufseite erstreckt sich an der nordwestlichen Hofgrenze entlang der Schulgasse. Um 1900 war er als Kuhstall genutzt, 1926 wurde die nördliche Achse zugunsten der Anlage einer Tankstelle abgebrochen. Die Straßenfassade wurde 1927 für einen Ladeneinbau verändert, später vollständig geschlossen. Heute ist das Erdgeschoss massiv, das Obergeschoss verkleidet. Die Dachkonstruktion aus Eichenholz tritt mit leicht überstehenden und profilierten Balkenköpfen an der Hofseite in Erscheinung. Die gebogenen Binder im Innern – 5 Sparrenpaare/4 Gefache – bilden am First einen stumpfwinkligen Grat aus und bestehen aus doppelten Eichenbohlen, die mit geschmiedeten Nägeln verbunden wurden.
Teil eines sehr anschaulich überlieferten Gewerbehofes des 19. Jahrhunderts, der in seinen baulichen Bestandteilen und Erweiterungen sowie in seiner Ausstattung die wachsenden Ansprüche der hier ansässigen Gewerbetreibenden beispielhaft vor Augen führt und somit die Lebenswelt und Entwicklung der von Gewerbe geprägten Neustadt anschaulich dokumentiert. Die Bauten im hinteren Hofbereich aus der Zeit um 1820 gehören zum frühen Bestand der Neustadt. In Flensburg sind nur wenige Bogenbinderspeicher aus jener Zeit überliefert, was für die Haus- und Gefügeforschung von besonderer Bedeutung ist. Eindrückliches Beispiel der Übertragung tradierter Bau- und Nutzungsstrukturen der historischen Flensburger Kaufmannshöfe auf die Gewerbehöfe der jüngeren Stadterweiterungen des 19. Jahrhunderts.
Die resultierenden besonderen orts- und sozialgeschichtlichen, städtebaulichen und wissenschaftlichen Denkmalwerte begründen ein öffentliches Interesse an Erforschung und Erhalt des Objektes.