

Kurzbeschreibung:
Gewerbehof Neustadt 10; um 1872, 1892 u. 1901 erweitert; zweigeschossiger Putzbau mit reicher spätklassizistischer Putzgliederung, zwei zweigeschossige Seitenflügel, Querspeicher
Beschreibung:
Gewerbehof Neustadt 10; um 1870, 1892 u. 1901 erweitert; Haupthaus zweigeschossiger Putzbau mit reicher spätklassizistischer Putzgliederung und zwei rückwärtig angeschlossenen, zweigeschossigen Seitenflügeln an der nordwestlichen Grundstücksgrenze und einem zweigeschossigen Querspeicher an nordöstlichen Grundstücksgrenze zur Werftstraße.
Der Gewerbehof wurde vermutlich 1872, sicher vor 1889 errichtet. Von 1889 bis 1936 ist die Stabeisen- und Colonialwaren-Handlung H.H. Lassen als Eigentümer verbürgt. 1925 entstand auf dem Anwesen ein Kontor der Honigfabrik Peter B. Hansen.
Haupthaus zweigeschossiges Wohn- und Geschäftshaus, vermutlich um 1870 zwischen Armenhaus und dänischer Schule errichtet. 1892 ursprünglicher Mitteleingang bei der Einrichtung eines sich parallel zur Straße über die fünf rechten Achsen des Erdgeschosses erstreckenden Gesellschaftszimmers von den Gebr. Hummel zu Fenster umgewandelt und neuer Eingang an die linke Seite verlegt. 1901 rechtsseitige Durchfahrt neben Nr. 8 überbaut und das Haus somit um eine Achse verlängert. Auffallend breitgelagerte Putzfassade in spätklassizistischer Formgebung mit flachem, dreieckübergiebeltem Mittelrisalit. Rustiziertes und von Gurtgesims abgeschlossenes Erdgeschoss mit stichbogigen Fenstern, im Obergeschoss hochrechteckige Fenster mit Konsolgebälk und vertieften stuckierten Brüstungsfeldern, die des Mittelrisalits zwischen Pilastern. Die später hinzugefügte rechte Außenachse durch Dreieckgiebel abgesetzt, hier über der Durchfahrt polygonaler Erker mit schmalen Fenstern zwischen Halbsäulen. Rückwärtig erhöhte Mittelachse mit Ladeluken, Zwerchhaus und hölzernem Aufzugserker.
Erster Seitenflügel vierachsig, zweigeschossiger Backsteinbau mit Putzschlämme und Speicherboden als Drempel unter Satteldach, Erdgeschosszone verändert, im 1. Obergeschoss außenschlagende Sprossenfenster mit Segmentbögen, Achse mit hölzernen Ladeluken und abschließendem, weit vorkragendem Aufzugserker mit eigenem Satteldach und Giebelhölzern mit historisierender Sägeornamentik. Anschluss an Vorderhaus mit eingezogenem 45° Winkel. Im Innern schlichtes hölzernes Traggerüst erhalten, im Dachgeschoss elektrische Aufzugswinde von 1940.
Zweiter Seitenflügel ebenfalls mit Versatz im 45° Winkel an ersten Seitenflügel anschließend, zweigeschossiger Backsteinbau mit Putzschlämme, flachem Satteldach und segmentbogigen Holzsprossenfenstern; wegen jüngerer Überbauung zahlreiche frühere Fensteröffnungen verdeckt bzw. vermauert. Im Innern schlichtes hölzernes Traggerüst erhalten, ursprüngliches Drempeldach – vermutlich mit steilerer Neigung - in Spuren ablesbar.
Der Querspeicher entstand 1889 als zweigeschossiger Gelbsteinbau mit Drempel und Satteldach auf etwa quadratischem Grundriss in Traufstellung zur Werftstraße. Die großen Fensteröffnungen mit gusseisernem Sprossenraster werden von Segmentbögen abgeschlossen, an der nordwestlichen Giebelseite sind Spuren eines übergiebelten Aufzugserkers erkennbar. Im Innern kräftiges Holztragegerüst mit massiven Kopfbändern, Holzböden sowie eiserne Deckenschienen und elektrisches Aufzugswindensystem überliefert.
Sehr gut überlieferter und im Vorderhaus gestalterisch qualitätvoller Gewerbehof der 2. Hälfte des 19. Jahrhundert, der in seinen baulichen Bestandteilen und Erweiterungen sowie in seiner Ausstattung die wachsenden Ansprüche der hier ansässigen Gewerbetreibenden beispielhaft vor Augen führt und somit die Lebenswelt und Entwicklung der von Gewerbe geprägten Neustadt anschaulich dokumentiert. Eindrückliches Beispiel der Übertragung tradierter Bau- und Nutzungsstrukturen der historischen Flensburger Kaufmannshöfe auf die Gewerbehöfe der jüngeren Stadterweiterungen des 19. Jahrhunderts.
Die resultierenden besonderen orts- und sozialgeschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Denkmalwerte begründen ein öffentliches Interesse an Erforschung und Erhalt des Ensembles.