Landesportal Schleswig-Holstein





Denkmaldatenbank Schleswig-Holstein


Mehrheit baulicher Anlagen: Wohn- und Geschäftshäuser Burgplatz/Burgstraße
Kreis:Flensburg
Gemeinde:Flensburg, Stadt
PLZ:24939
Straße:Burgplatz u.a.
Art des Denkmals:Wohnbau
Funktion des Denkmals:Wohn- und Geschäftshaus
Objektnummer:49498




>Link zur DenkmalkarteMaßstab 1:1300

Kurzbeschreibung:
Wohn- und Geschäftshäuser Burgplatz/Burgstraße; 1895-98, Maurermeister Ohlsen u. Jensen; repräsentative Eckbebauung am Burgplatz zwischen Burgstraße und Bergstraße, drei drei- bis viergeschossigen Putzbauten in spätklassizistischen und Neurenaissance-Formen


Beschreibung:
Die drei Wohn- und Geschäftshäuser prägen den Burgplatz in seinem nördlichen Abschluss zwischen Burgstraße und Bergstraße. Die Gruppe aus drei drei- bis viergeschossigen Putzbauten in spätklassizistischen und Neurenaissance-Formen wurde zwischen 1895 und 1898 durch die Maurermeister Andreas Ohlsen und Andreas Jensen errichtet.
Der Burgplatz befindet sich in der Westlichen Höhe und ist oberhalb der historischen Kernstadt gelegen. Das Areal wurde nach der Abtragung der historischen Duburg insbesondere im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts städtebaulich erschlossen, hier siedelte sich das mittlere Bürgertum an. Es entstanden zahlreiche, geschlossen bebaute Straßenzüge mit baukünstlerisch anspruchsvollen Gründerzeitbauten wie z.B. die repräsentative Toosbüystraße und die Dorotheenstraße, die beide ebenfalls auf den Burgplatz zuführen. Die geschlossene Wohn- und Geschäftshausbebauung schrieb hier das urbane Bild der Innenstadt fort. Südwestlich davon, in den Gebieten u.a. entlang des Marienhölzungsweges, der Moltke- oder der Wrangelstraße entstand hingegen offener und durchgrünter Wohnhaus- und Villenbau mit vorstädtischem Charakter.
Die Bezeichnung des um 1900 mit drei dreieckigen, gärtnerisch gestalteten Grünanlagen versehenen Platzes zwischen Knuth- und Dorotheenstraße erscheint erstmals 1882. Ihn rahmen zwei Platzbebauungen, im Norden zum ehemaligen Schlossgrund die Eckhäuser an Berg- und Burgstraße sowie zur Duburger Straße, im Osten die Eckbebauung von Toosbüy- und Knuthstraße. Südlich erstreckt sich das Areal der Diakonissenanstalt, während im Westen die Duburger Straße vorbeiläuft. Die einstige Platzgestaltung erscheint heute nach Straßenverbreiterungen nur noch in reduzierter Form. Auch das 1926 nach Entwurf von Andreas Treede aufgestellte, monumentale Denkmal für das Füsilier-Regiment 86 ist mittlerweile entfernt. Jetzt befindet sich hier noch ein 1898 für die Erhebung von 1848 gesetzter Gedenkstein in Findlingsform.
Wohn- und Geschäftshaus Burgplatz Nr. 1. Das vor 1895 errichtete, dreigeschossige Eckgebäude zur Bergstraße geht mit ausgebautem Dach und aufwendig gegliederter Putzfassade vermutlich auf Entwürfe des Maurermeisters Andr. Jensen zurück. Die Erdgeschosszone ist genutet, an der stumpfen Ecke liegt ein Ladeneingang, darüber auf ornamentierten Putzkonsolen ein Kastenerker, der ursprünglich mit einem Türmchen bekrönt war. Die weitgehend gleichmäßig gereihten Fenster werden durch Putzrahmungen hervorgehoben, im Hauptgeschoss kräftiger ornamentiert und an der repräsentativeren Südseite zum Burgplatz durch Ädikularahmen mit Dreieck- oder Segmentgiebeln ausgezeichnet. Das Traufgesims besteht aus einem feinen Zahnschnitt mit rhythmisierenden Konsolen. Im Innern liegen pro Geschoss zwei über Eck angeordnete, gut belichtete Wohnungen (3-4 Zimmer, Küche) mit Binnenfluren, das Treppenhaus befindet sich rückwärtig im Winkel und im Erdgeschoss sind straßenseitig Ladenräume.
Wohn- und Geschäftshaus Burgplatz Nr. 2. Das 1896 von Maurermeister Andreas Ohlsen ebenfalls mit repräsentativer Wirkungsabsicht errichtete Eckgebäude zeichnet sich durch die zu beiden Straßen gerichteten, reich gegliederten Putzfassaden aus. Verbunden werden sie an der stumpfen Ecke mit einem Kastenerker und abschließender Veranda. Die Front am Burgplatz weist einen weiteren, leicht aus der Mitte gerückten Kastenerker auf. Das rustizierte Erdgeschoss wird hier von großflächigen Schaufenstern bestimmt. Die Fenster in den Obergeschossen sind paarweise zusammengefasst und an der Burgplatzseite schlichter gerahmt als zur Burgstraße, wo Sohlbänke, Verdachungen und Gesimse plastischer hervortreten. Die Kastenerker sind mit Halbsäulen, kannelierten Pilastern zwischen den Fenstern und mit ausladenden schweren Gesimsen ornamentiert; abgeschlossen werden sie von Veranden mit feinversprossten Verglasungen. Der zweiachsige, ursprünglich lediglich zweigeschossige Anbau zum Nachbarhaus Burgstraße 3 wurde erst 1928 aufgestockt und somit dem Gesamtbau angeglichen. Im Innern liegen pro Geschoss zwei über Eck angeordnete, gut belichtete Wohnungen mit großzügigen Grundrissen (fünf Zimmer, Erker, Küche und Mittelflur), das Treppenhaus mit Podesttoiletten befindet sich an der Rückseite. Im Erdgeschoss war zunächst nur in Ecklage ein Laden vorgesehen, später kamen weitere hinzu.
Das Wohn- und Geschäftshaus Burgstraße Nr. 3 schließt im Norden an Haus Burgplatz Nr. 2 an, es wurde 1898 in ähnlicher Formensprache ebenfalls von Maurermeister Andreas Ohlsen erbaut. Die symmetrisch angelegte, viergeschossige Putzfassade ist aufwendig gegliedert, zwei breite Kastenerker fassen die drei mittleren Achsen ein und schließen im dritten Obergeschoss mit Altanen ab. Das genutete Erdgeschoss wurde mit Ladeneinbauten zum Teil verändert. Die Fenster in den Obergeschossen sind gruppiert und von profilierten Rahmungen eingefasst, an den Erkern mit rahmenden Halbsäulen bzw. kannelierten Pilastern betont. Kräftige Gebälke, die sich um die Erker verkröpfen, treten als Gliederungs- und Schmuckelemente der Fassade hinzu. Im Innern liegen pro Geschoss je zwei großzügige Wohnungen mit Mittelflurerschließung (4-5 Zimmer, Küche, Podesttoilette), in den Obergeschossen je mit Erker bzw. Balkon. Die Wohnungen im Erdgeschoss wurden ab 1909 zu Teilen in Läden umgewandelt.
Die Bauten bilden eine geschlossene und sehr authentisch erhaltene, platzbildprägende Baugruppe des ausgehenden 19. Jahrhunderts mit repräsentativer und für diese Zeit sehr charakteristischer Gestaltung im Formenkanon des Spätklassizismus und der Neurenaissance. Die nach Entwürfen örtlicher Baumeister entstandene Architektur akzentuiert die durch Straßeneinmündungen bestimmte Platzsituation. Sie belegt im souveränen Einsatz historisierender Schmuckformen und Bauglieder zudem das hohe Niveau des kaiserzeitlichen Mietshausbaus in Flensburg, das neben ausgewiesenen Architekten auch von einer breiten Schicht von Bau- und Handwerksmeistern getragen wurde. Die Bauten sind in ihrer großzügigen Grundrissgestaltung zudem ein sehr anschauliches Beispiel für die Binnenstruktur zeittypischer bürgerlicher Mietshäuser; die Läden verweisen auf den urbanen Charakter und die kernstadtnahe Lage. Die Platzsituation markiert den Übergang zwischen städtischer Wohn- und Geschäftshausbebauung und sich auflockernden, vorstädtischen Wohnhaus- und Villensiedlungen und illustriert somit ein Stück Stadtgeschichte Flensburgs im Übergang zum 20. Jahrhundert.
Die vorliegenden besonderen geschichtlichen (bau-, stadt- und sozialgeschichtlichen), städtebaulichen und künstlerischen Denkmalwerte begründen ein öffentliches Interesse an der Erhaltung und Erforschung des Ensembles.




Servicebereich Footer