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Denkmaldatenbank Schleswig-Holstein


Sachgesamtheit: Gut Toestorf
Kreis:Schleswig-Flensburg
Gemeinde:Oersberg
PLZ:24407
Straße:Toestorf 4 - 6
Art des Denkmals:Gutsanlage
Funktion des Denkmals:Gesamtanlage
Objektnummer:40173


>Link zur DenkmalkarteMaßstab 1:2100

Kurzbeschreibung:
Gut Toestorf; seit dem 13. Jh. nachgewiesen; erhaltener Hochbaubestand 1765-68, von Tobias Wendel; Gutsanlage bestehend aus Gutsinsel mit Hofplatz, darauf Herrenhaus mit Nebengebäude, ringförmigem Gutsgraben und drei befestigten Zufahrtdämmen


Beschreibung:
Im Jahr 1231 wird im Erdbuch Waldemar II. erstmals eine Ortslage Tosthorp erwähnt. Auch wenn hier noch kein Rittergut benannt wurde, darf dessen Existenz angesichts des nachgewiesenen Streubesitzes und des noch heute erkennbaren Wehrcharakters der Gutsinsel mit dem Ringgraben als wahrscheinlich gelten. Im 16. Jahrhundert gelangte das Gut unter den Einfluss des Gutes Roest. 1670 erbte Friedrich von Rumohr das Gut und dessen Enkel ließ schließlich den heute noch erhaltenen Gebäudebestand auf der Gutsinsel durch den in Unewatt ansässigen Baumeister Tobias Wendler errichten. Es ist aus bautypologischen und geschichtlichen Gründen plausibel, dass auch das Nebengebäude von diesem Baumeister synchron errichtet wurde. Das Gut wurde, trotz seit Jahrhunderten in aristokratischem Besitz, erst 1806 entsprechend privilegiert.
Ursprünglich war der Baubestand auf der Gutsinsel sehr viel dichter. Insgesamt sieben Neben- und Wirtschaftsgebäude, zwei davon in der Größe des Herrenhauses drängten sich um einen kleinen Hofplatz mit Wenderondell. Fünf wurden jedoch zwischen 1969-1992 sukzessive abgebrochen, so dass heute nur noch die Pflasterung mit dem Wendefeld vor dem Herrenhaus von der ursprünglich deutlich komplexeren städtebaulichen Konstellation zeugt. Die Anlage besteht aus folgenden Bestandteilen:
Das Herrenhaus wurde 1765-68 durch den Architekten Tobias Wendler als symmetrisch gegliederter, eingeschossiger, elfachsiger Ziegelbreitbau über hohem Souterrain aus und Mansarddach mit Halbwalmen am Nordrand der Gutsinsel errichtet. Der Bau folgt einem in Schleswig-Holstein etablierten, landschaftstypischen Muster für Herrenhäuser mittlerer Größe, das, wie beispielsweise in Gut Winning (1671) oder Stockelsdorf (1761) sichtbar, bereits ausentwickelt war.
Der Breitbau gründet auf einem Souterrain, das sich durch seine Anlage auf Feld- und Bruchsteinfundamenten und einer Zeile aus Quadermauerwerk auszeichnet, über denen der Ziegelbau aufgerichtet wurde. Das gegenüber dem Bodenniveau leicht erhabene Hauptgeschoss wird mittig über eine vor dem Mittelrisalit liegende Freitreppe mit vermutlich später angelegter, über die Breite des Risalits reichende Terrasse erschlossen. Die symmetrische Baugliederung zeichnet sich durch den nur leicht vorkragenden, übergiebelten Mittelrisalit mit ovalem Okulus im Giebel aus, sowie durch die Betonung der Baukanten durch die weiß gekalkte Rustika und im Bereich des Risalits durch weiß gekalkte Pilaster mit Gesimsen. Die korbbogigen Fenster mit weißem Anstrich beleben zusätzlich den Kontrast zum Rotziegelmauerwerk.
Das Innere kennzeichnet das stattliche Vestibül mit konkaver Rückwand und stuckiertem Kamin. Dahinterliegend, in der Mittelachse des Hauses, verläuft die Längserschließung und das Treppenhaus mit hölzerner Treppe in spätbarocker Ornamentierung. Die erhaltene historische Raumgliederung verläuft zweizeilig mit Zugängen vom Mittelflur als auch als Raumfolge. Zum Hof schließen an das Vestibül je zwei, rückseitig an das Treppenhaus je drei Räume an, in diesen finden sich bauzeitliche Stuckaturen des Maurermeisters Bockendahl aus Rabelsund. Im Inneren des rückseitig erschlossenen, umlaufend mit halbhohen Fenstern belichteten Souterrains findet sich ein das Gebäude vollständig durchspannendes, rasterförmiges Kreuzgratgewölbe über Vierkantpfeilern, das Funktionsräume, darunter die Gutsküche und Lagerräume aufnahm.
Der Baumeister Tobias Wendler wurde 1711 in Breslau geboren, trat er 1740 als „Maurermeister und Gibser“ in Flensburg in Erscheinung, wo er ab 1744 privilegiert war, Arbeiten an Kirchen und Schulen in Flensburg, Bredstedt und Angeln auszuführen. Er zeichnete für die Kirchenneubauten in Grundhof und Ostenfeld (bei Husum) verantwortlich. 1758 erwarb er den Unewatthof und starb 1774 in Friedrichstadt. Das Herrenhaus des Gutes Toestorf zählt zu seinen bedeutendsten Werken.
Die Gutsinsel mit Hofplatz reicht wohl in die Anfangszeit des Gutes zurück. In ihr sind die Fundamente und Gründungsbauten vermutlich sämtlich konserviert.
Die Grabenanlagen werden von einem ringförmigen Wassergraben von 8-10 Metern Breite mit partieller Uferbefestigung mit Feldsteinen gebildet und wurden in der Gründungszeit des Gutes angelegt, vermutlich als geschlossenes Gewässer.
Drei Dämme mit Randbefestigungen aus Hau- und Feldsteinen erschließen heute die Gutsinsel ebenerdig. Der östliche Damm bietet die Haupterschließung. Der südliche und der nördliche dürften im 19. Jahrhundert entstanden sein. Der südliche ist erst ab 1930 topographisch nachgewiesen. Die Gräben sind durch Verrohrung der Dämme miteinander verbunden.
Das Nebengebäude, vermutlich 1765-68, synchron zum Herrenhaus errichtet; eingeschossiger, zum Herrenhaus querliegend, auf Streifenfundamenten aus Feldsteinen angelegter Ziegelmassivbau mit ziegelgedecktem Halbwalmdach. Funktion nach Verlust der weiteren Funktionsbauten (Kuhhaus, Kutschstall, Scheune, Nebengebäude unbekannter Funktion) unscharf. Höchstwahrscheinlich handelte es sich um das Wohnhaus eines Kustoden oder leitenden Landarbeiters als ein kombiniertes Wohn- und Wirtschaftsgebäude. Ab 1993/95 nach Abschluss der Sanierung des Herrenhauses grundständig saniert, wohl mit größeren Veränderungen im Inneren.
Der erhaltene Bestand mit Herrenhaus und Nebengebäude präsentiert sich als fragmentierte, aber dennoch konsistente architektonische Gestaltung und Gliederung des 18. Jahrhunderts. Die Uferbefestigungen des Gutsgrabens und der drei Zufahrtsdämme aus Feld- und Hausteinen bezeugen die ältere, dem Gelände zugrundeliegende, wehrhafte Struktur. Trotz der erheblichen Verluste an Baubestand im gesamten Bereich der Gutsanlage vermögen die verbliebenen Gebäude des 18. Jahrhunderts und die Gutsinsel selbst immer noch wichtige Aspekte der historischen Entwicklung und Ausprägung der adeligen Gutsanlage zu vermitteln.
Die vorliegenden besonderen geschichtlichen, künstlerischen, städtebaulichen und die Kulturlandschaft prägenden Denkmalwerte begründen ein öffentliches Interesse an der Erhaltung und Erforschung des Objektes.




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