

Kurzbeschreibung:
Mühlengebäude; 1798; zweigeschossiger, backsteinsichtiger Mauerwerksbau unter Walmdach mit Wohn- und Funktionsteil in frühklassizistischer Formensprache; mit ehem. Mühlenwehr und Aalfang
Beschreibung:
Mühlengebäude; 1798.
Die in der Dorfschaft Woltersmühlen direkt am Ufer der Schwartau gelegene ehemalige Wassermühle wurde 1488 erstmals urkundlich erwähnt, als der damalige Eigentümer, Hans von Buchenwald, sie zusammen mit weiteren Besitzungen an das Kartäuserkloster in Ahrensbök verkaufte. Nach der Auflösung des Klosters in der Reformationszeit wurde die Mühle dem Amt Ahrensbök zugeschlagen und in der Folgezeit in Erbpacht betrieben. Ab 1768 war die Familie Scharbau Pächter der Woltersmühle. Neben der eigentlichen, mit zwei Mahlgängen ausgestatteten Wassermühle betrieb sie auch eine Windmühle sowie eine Kornmühle am Abfluss des Woltersteiches. Durch die Erwerbung des Schankrechts und einer Konzession zur Branntweinbrennerei konnten die Scharbaus die Einnahmen des Mühlenbetriebes aufbessern. Nachdem 1854 der Mühlenzwang in Holstein aufgehoben worden war, richteten sie außerdem eine Ölschlägerei zur Gewinnung von Rapsöl ein. Anfang des 20. Jahrhunderts erfolgte die Stilllegung der Woltersmühle. Das Mühlenwehr wurde in der Folgezeit zurückgebaut und das Anwesen als landwirtschaftlicher Betrieb genutzt.
Bei dem bis heute erhaltenen Mühlengebäude handelt es sich um einen 1798 auf dem massiven Bruch- und Feldsteinfundament eines Vorgängerbaus errichteten Mauerwerksbau. Im Zuge einer späteren Aufstockung des ursprünglich eingeschossigen Bauwerkes wurde das Mansarddach an der Nord-, Süd- und Ostseite zu einem Walmdach umgebaut. Der langgestreckte Baukörper gliedert sich in zwei Bereiche: Im südlichen Gebäudeteil befanden sich ursprünglich die Wohnräume des Müllers, im nördlichen Gebäudeteil die Betriebs- und Lagerräume der Mühle. Die backsteinsichtigen Fassaden weisen im ersten Geschoss eine rustizierte Lisenengliederung und abgerundete Gebäudeecken auf. Der Wohnteil umfasst an der Straßenfront sechs Achsen, die mit Sprossenfenster streng symmetrisch gegliedert sind. Ein leicht vorspringender Risalit mit einem von fein profilierten Gesimsen gerahmten Giebelfeld betont die Mittelachse. Zu dem hier angeordneten großen Rundbogenportal mit Oberlicht führt eine repräsentative Freitreppe empor. Der ehemalige Betriebssteil der Mühle umfasst drei Achsen mit deutlich kleineren Fensterformaten. Seine Erschließung erfolgt durch eine zu ebener Erde gelegene, zweiflügelige Eingangstür mit rundbogigem Oberlicht, die etwas schlichter gestaltet ist als die Eingangstür des Wohnteils. An der an die Schwartau angrenzenden Nord- und Westfassade des Betriebsteils tritt das hohe Bruch- und Feldsteinfundament besonders deutlich zu Tage. Hier befinden sich auch die Überreste des ehemaligen Mühlenwehrs in Form von zwei massiven Granitblöcken mit den Führungsnuten der einstigen Schütztafel, die sich in den historischen Fundamentmauern unterhalb der heutigen Straßenbrücke erhalten haben. Diesen baulichen Relikten ist im Westen ein aus dem 19. Jahrhundert stammender Aalfang vorgelagert, der aus einer Rechenanlage und einem daran anschließenden Aalkasten besteht.
Die Woltersmühle zählt zu den ältesten Wassermühlen im Land Schleswig-Holstein. Das Mühlengebäude selbst präsentiert sich als klar gegliedertes, in der Formensprache des Frühklassizismus repräsentativ gestaltetes Bauwerk vom Beginn des Industriezeitalters. Die ursprüngliche Funktion mit der konsequenten Aufteilung in Wohnbereich und Mühlenbetrieb ist bis heute hervorragend ablesbar und bezeugt so die Industrie- und Wirtschaftsgeschichte der Region auf anschauliche Weise. In geschichtlicher und städtebaulicher Hinsicht ist der Mühle daher ein besonderer Denkmalwert beizumessen. Darüber hinaus tragen der historische Aalfang und die Überreste der ehemaligen Wehranlage zum technischen Wert des Mühlengebäudes bei.