

Kurzbeschreibung:
Guttempler Logenhaus; im Kern 1772-73, Umbau 1905-06 durch Maurermeister Carl Schulz; zweigeschossiger Putzbau mit flachem Walmdach und spätklassizistischer Fassadengliederung, flankierende turmartige Anbauten an Südseite, Saal mit Ausstattung in Formen des Zopfstils
Beschreibung:
Über hohem Keller zweigeschossig ausgeführtes Eckhaus an der Burgstraße, 1905-06 in dieser Form zum Logenhaus für den Guttemplerverein von Maurermeister Carl Schulz umgebaut und mit neuen Putzfassaden, Treppenhausanbau an der Ostseite und flankierenden turmartigen Anbauten an der schmalen südlichen Eingangsseite versehen. Keller- und Erdgeschoss genutet, Fenster im Obergeschoss in reicherer Rahmung, an der Traufe Konsolgesims. Flach geneigtes Walmdach mit Schieferdeckung, an der Südseite als Halbwalm ausgeführt.
Das einst frei stehende Sommerhaus in der nordöstlichen Ecke des vormaligen Gartens der Duburg, wurde 1772-73 nach Versteigerung des verfallenden Parkgeländes für Amtmann Graf von Haxthausen erbaut. Nach dem Erwerb durch den Schiffsbaumeister Johann Sörensen Halkier im Jahr 1779 wurde es zum Sommersitz "Catharinenlust". Aus dieser Zeit ist im Inneren der die gesamte Nordseite des Erdgeschosses einnehmende große Saal in der Formgebung des Zopfstils mit Wandgliederung durch kannelierte ionische Pilaster über durchlaufendem Sockel erhalten. Zwischen diesen in der Nordwand die Fenster, in der östlichen und südlichen Türen, im Übrigen schmale Wandfelder mit Leinwandgemälden mythologischer Figuren der römischen Antike. In den Supraporten Medaillons mit gemalten Landschaften. Die Decke mit stuckierten Akanthusblättern und Rosengirlanden weist eine stilistische Nähe zu Arbeiten des Stuckateurs Francesco Antonio Tadey (1767-1827) auf.
Im Rahmen der Abstinenzbewegung wurde der Orden der Guttempler 1851 in den USA zur Bekämpfung des Alkoholismus gegründet. Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts breitete sich die Bewegung auch in Europa aus, 1873 bildete sich kurzzeitig eine erste deutsche Loge in Hamburg, in den 1880er Jahren kamen die Guttempler über Skandinavien nach Nordschleswig. 1887 erfolgte in Flensburg mit der Loge "Digynia" die erste Gründung auf deutschem Gebiet, der ein dauerhaftes Bestehen beschieden war. Nach Erwerb und Umbau des Gebäudes in der Schloßstraße um 1905-06 blieb das Objekt bis ca. 2000 durch die Loge in Nutzung (ab 1980 mit weiteren Nutzern). Das als Logenheim betitelte, südlich gelegene Nachbargebäude ist heute heute nicht mehr vorhanden. Heute haben die Guttempler als Loge "Freischar" ihren Flensburger Standort in der Apenrader Straße. Die international organisierten Guttempler sind politisch, religiös und weltanschaulich ungebunden. Sie verstehen sich nicht nur als Abstinenz- bzw. Gesundheitsverband, also als Präventions- und Selbsthilfeeinrichtung bei Suchtproblemen, sondern auch als Bildungs-, Friedens- und Kulturorganisation. Die International Organization of Good Templars (IOGT, heute: MOVENDI international) wurde u.a. wegen ihrer Entwicklungshilfeprojekte bereits neunmal für den Friedensnobelpreis nominiert.
Das Gebäude ist sehr anschaulich überliefert. Im spätklassizistischen Duktus passt es sich in Kubatur und Gliederung in die Mietwohnhausbebauung der westlichen Schloßstraße ein und prägt diese gewachsene Baugruppe entscheidend mit. Die individuelle Ausformung insbesondere mit den beiden turmartigen Anbauten zur Burgstraße stellt die Sonderfunktion des freistehenden Gebäudes heraus und verleiht dem Guttemplerhaus ein eigenes, wehrhaftes und zugleich repräsentatives Gepräge. Somit kommt mittelbar auch die Bedeutung der Guttemplerordens zum Ausdruck, der sich mit seiner Organisation auch auf architektonischer Ebene sichtbar im Stadtbild verankerte.
Der barocke Festsaal ist mit seiner qualitätvollen Ausstattung ein künstlerisch hochstehendes Zeugnis für die Innenausstattung von Wohnhäusern wohlhabender Bürger im ausgehenden 18. Jahrhundert. Vergleichbare Ausstattungen sind in Flensburg nur in wenigen Fällen überliefert, so in den Kaufmannshöfen bzw. Geschäftshäusern Holm 19-21 und 76, Angelburger Straße 2, Große Straße 4, 16 und 52 und Waitzstraße 1. Die kurze Zeit zwischen 1770 und 1812 war eine Phase des besonderen wirtschaftlichen Aufschwunges und städtischen Wachstums in Flensburg, ausgelöst durch handelsgesetzliche Erleichterungen zwischen 1770 und 1812. Dies kommt in der repräsentativen Saalausstattung beispielhaft zum Ausdruck.
Die resultierenden besonderen geschichtlichen (hier stadt-, sozial- und baugeschichtlichen), künstlerischen und städtebaulichen Denkmalwerte begründen ein öffentliches Interesse an der Erhaltung und Erforschung des Objektes.
Auszug aus der Denkmaltopographie:
Über hohem Keller zweigeschossig ausgeführtes Eckhaus an der Burgstraße, 1905/06 in dieser Form zum Logenhaus für den Guttemplerverein von Mauerermeister Carl Schulz umgebaut und mit neuen Putzfassaden, Treppenhausanbau an der Ostseite und flankierenden turmartigen Anbauten an der schmalen südlichen Eingangsseite versehen. Keller- und Erdgeschoss genutet, Fenster im Obergeschoss in reicherer Rahmung. Einst frei stehendes Sommerhaus in der nordöstlichen Ecke des vormaligen Gartens der Duburg, 1772/73 nach Versteigerung des verfallenden Parkgeländes für Amtmann Graf von Haxthausen erbaut. Nach Erwerb durch Schiffsbaumeister Johann Sörensen Halkier 1779 wurde es zum Sommersitz "Catharinenlust". Aus dieser Zeit im Inneren der die gesamte Nordseite des Erdgeschosses einnehmende große Saal in der Formgebung des Zopfstils mit Wandgliederung durch kannelierte ionische Pilaster über durchlaufendem Sockel. Zwischen diesen in der Nordwand die Fenster, in der östlichen und südlichen Türen, im Übrigen schmale Wandfelder mit Leinwandgemälden mythologischer Figuren der römischen Antike. In den Supraporten Medaillons mit gemalten Landschaften. Decke mit stuckierten Akanthusblättern und Rosengirlanden. die Stuckaturen möglicherweise von Francesco Antonio Tadey geschaffen.
(Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein, Stadt Flensburg, 2001)