Landesportal Schleswig-Holstein





Denkmaldatenbank Schleswig-Holstein


Wohnhaus Graef
Kreis:Flensburg
Gemeinde:Flensburg, Stadt
PLZ:24937
Straße:Westerallee 11
Art des Denkmals:Wohnbau
Funktion des Denkmals:Villa
Objektnummer:20140




>Link zur DenkmalkarteMaßstab 1:900

Kurzbeschreibung:
Wohnhaus Graef; 1913, Architekt Anton Huber; zweigeschossiger Putzbau mit geschweiftem Walmdach, Biberschwanzdeckung, kurzer straßenseitiger Flügel, eingeschossiger gerundeter Eingangsvorbau


Beschreibung:
Wohnhaus Graef; 1913, Architekt Anton Huber; zweigeschossiger Putzbau mit geschweiftem Walmdach, Biberschwanzdeckung, kurzer straßenseitiger Flügel, eingeschossiger gerundeter Eingangsvorbau.
Lage an der Südseite der damals noch Friedhofstraße bezeichneten Westerallee, unweit des Mühlenfriedhofs westlich vor dem Altstadtkern gelegen. Die Bebauung erfolgte hier zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit anspruchsvollen, in Gartengrundstücken gelegenen bürgerlichen Wohnhäusern.
Bauherr war der Kulturpolitiker, Pädagoge und Historiker Friedrich Carl Wilhelm Graef (1860-1936). Der erste Entwurf Hubers stammte von 1909-10 und sah ein Wohnhaus ähnlicher Kubatur, jedoch in Formen des Jugend- und Landhausstils vor. Das realisierte Objekt erhielt im Grundriss neben der asymmetrischen Anlage der Eingangssituation weitere gerundete und dynamisierende Elemente. In versachlichten Formen griff Huber nun auf barocke Details zurück.
Der zweigeschossige traufständige Putzbau mit Walmdächern in Biberschwanzkronenendeckung weist im Dach kleine Gauben mit verbretterten Dreieckgiebeln auf. Das Wohnhaus ist auf etwa rechteckigem Grundriss angelegt, der gerundete Eingangsvorbau wird von einem kuppelartigen Kupferdach abgeschlossen. Die rundbogige Eingangstür mit Oberlicht, die in ein kleines kreisrundes Vestibül führt, ist erreichbar über eine Freitreppe mit der Rundung angepassten Stufen. An der östlichen Schmalseite rechts flacher Fenstererker mit Kupferdach, die Gartenfront mit Veranda und Altan, darüber großer Dacherker mit Dreieckgiebel. Fassaden gekennzeichnet durch unterschiedlich große, unregelmäßig verteilte Fenster, die mit fensterlosen Abschnitten wechseln; bauzeitliche Holzsprossenfenster mit Kreuzstockteilung weitgehend überliefert. Die innere Struktur - Funktionsräume wie Küche und Bad liegen zur Straße - spiegelt sich in der Außengliederung wider.
Im Innern bauzeitliche Terrazzo- und Dielenböden, Holzrahmenfüllungstüren mit profilierten Bekleidungen sowie das großzügige, gewendelte Treppenhaus mit gedrechselten und geschnitzten Balustern erhalten.
Der Architekt und Jugendstilkünstler Anton Huber (1873 – 1939) war Mitbegründer des Werkbundes. Er hatte seine erste Schaffensphase in Süddeutschland und Berlin mit Schwerpunkt auf Interieurkunst. 1905 trat Huber die Leitung der Flensburger Kunstgewerbeschule an. Im Flensburger und (damals) Nordschleswig‘schen Raum realisierte er bis zu seinem Weggang 1919 u.a. zahlreiche Villenbauten und Ausstattungen; als sein Hauptwerk gilt das für den Reeder Jacob Jebsen errichtete Haus Lensnack in Apenrade/Dänemark (1910-11), das gestalterisch dem Jugendstil verpflichtet ist.
Sehr qualitätvoller und anschaulich überlieferter, kurz vor dem ersten Weltkrieg entstandener Bau mit zeittypischen Details des Reformstils. Das Wohnhaus bringt die Lebenswelt des gehobenen Bürgertums jener Zeit sowie dessen Gestaltungsansprüche beispielhaft zum Ausdruck. Zudem belegt der Bau das Werk des Architekten Anton Huber und dessen Schaffensschwerpunkt in Flensburg vor und während des ersten Weltkriegs. Als Teil der repräsentativen Bebauung der Westerallee an der Einmündung der Goerdelerstraße von besonderem städtebaulichem Wert.
Die resultierenden besonderen stadt-, bau- und sozialgeschichtlichen sowie baukünstlerischen und städtebaulichen Denkmalwerte begründen ein öffentliches Interesse an der Erforschung und Erhaltung des Objektes.


Auszug aus der Denkmaltopographie:
Ehemals Friedhofstraße 69. Villa an der Ecke Goerdelerstraße, errichtet 1913 von Maurermeister H. Höft. Zweigeschossiger Putzbau mit geschweiftem, von kleinen Gauben mit verbretterten Dreieckgiebeln besetztem Walmdach, an der rechten Seite zur Straße vorspringender kurzer Flügel. In den Winkel eingestellt eingeschossiger gerundeter Eingangsvorbau unter kuppelartigem Kupferdach, die rundbogige Eingangstür mit Oberlicht, die in eine kleines kreisrundes Vestibül führt, erreichbar über Freitreppe mit der Rundung angepassten Stufen. An der östlichen Schmalseite rechts flacher Fenstererker mit Kupferdach, die Gartenfront mit Veranda und Altan, darüber großer Dacherker mit Dreieckgiebel. Fassaden durch unterschiedlich große, unregelmäßig verteilte Fenster, die mit fensterlosen Abschnitten wechseln, gekennzeichnet, womit sich die innere Struktur, Funktionsräume wie Küche und Bad liegen zur Straße, im Außenbau widerspiegelt.
(Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein, Stadt Flensburg, 2001)


Servicebereich Footer