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Denkmaldatenbank Schleswig-Holstein


Sachgesamtheit: Landhaussiedlung an der Marienhölzung "Monokelsiedlung"
Kreis:Flensburg
Gemeinde:Flensburg, Stadt
PLZ:24939
Straße:Matthias-Claudius-Straße u.a.
Art des Denkmals:Stadträume
Funktion des Denkmals:Siedlung
Objektnummer:20032




>Link zur DenkmalkarteMaßstab 1:3300

Kurzbeschreibung:
Landhaussiedlung an der Marienhölzung; 1936-37, Planung Ernst Reinarz, Bauleitung Friedrich Tietje; einheitliche im Auftrag der AHAG angelegte Siedlung um das Straßenkarree Matthias-Claudius-Straße/Heinrich-Voß-Straße/Emanuel-Geibel-Straße und Dietrich-Nacke-Straße sowie am angrenzenden Timm-Kröger-Weg, serielle Typenentwürfe, freistehende eingeschossige Backsteinbauten in sachlichen Formen mit Satteldächern, teils zu Doppelhäusern zusammengefasst; Straßenraum der Matthias-Geibel-Straße alleeartig mit Baumbestand und historischer Gehwegpflasterung


Beschreibung:
Landhaussiedlung an der Marienhölzung; 1936-37, Planung Ernst Reinarz, Bauleitung Friedrich Tietje; einheitlich angelegte Siedlung um das Straßenkarree Matthias-Claudius-Straße/Heinrich-Voß-Straße/Emanuel-Geibel-Straße und Dietrich-Nacke-Straße sowie am angrenzenden Timm-Kröger-Weg, serielle Typenentwürfe, freistehende eingeschossige Backsteinbauten in sachlichen Formen mit Satteldächern, teils zu Doppelhäusern zusammengefasst; Straßenraum der Matthias-Claudius-Straße alleeartig mit historischer Gehwegpflasterung.
Die Planung erfolgte im Auftrag der Allgemeinen Häuserbau AG Berlin-Lichterfelde (AHAG), 1938 waren 82 Wohneinheiten in 36 Einzel- und 24 Doppelwohnhäusern fertig gestellt. Zunächst wurde die Siedlung überwiegend von Marineoffizieren bewohnt. Jedes Wohnhaus verfügt über ca. 570 qm Gartenland und kostete damals beim Ersterwerb 5000 Reichsmark.
Beidseitig bebaut sind nur die Matthias-Claudius-Straße (Nr. 1-27 und 2-20), die Heinrich-Voß-Straße (Nr. 17-23 und 26-36) und der schmalere Gorch-Fock-Weg (Nr. 1-7 und 2-8). Hingegen bilden Timm-Kröger-Weg (Nr. 2-10), Liliencronweg (Nr. 1-13, stark überformt), Emanuel-Geibel-Straße (Nr. 1-23) und Dietrich-Nacke-Straße (Nr. 30-46) mit ihrer einseitigen Siedlungsbebauung die Außenkanten des geschlossenen Bereichs. Die Straßen sind nach norddeutschen Dichtern benannt, außer der Dietrich-Nacke-Straße, deren Namensgebung nach dem 1595 gestorbenen Flensburger Bürgermeister erfolgte.
Alle Häuser sind in Kalksandstein mit roter Vormauersteinverblendung ausgeführt, wobei im Wesentlichen zwei Typen zur Anwendung kamen. Das eingeschossige Giebelhaus mit ausgebautem Satteldach zeigt in der Regel an der Straßenfront links ein dreiteiliges, häufig erkerartig vorgesetztes Blumenfenster, rechts daneben das meist farbig verglaste kreisrunde Dielenfenster, darüber im Giebel drei Fensteröffnungen. Die auffällige Form des Dielenfensters führte zu der verbreiteten volkstümlichen Bezeichnung Monokelsiedlung. Der Eingang liegt an der rechten Traufseite, darüber eine Schleppgaube mit Treppenhausfenster, während zur Gartenseite eine Terrasse vorgelagert ist. Bei dem ebenfalls mit Satteldach und mit gegenständig angeordneten Wohneinheiten versehenen Doppelhaus liegen die Eingänge nebeneinander in der Mitte, darüber erscheint eine breite holzverschalte Gaube mit je einem Fenster pro Haushälfte. Seitlich liegen breite vierteilige Fenster, zum Garten sind ebenfalls Terrassen angeordnet.
Die Allgemeine Hausbau AG wurde 1872 in Berlin gegründet, später firmierte sie als AHAG von Adolf Sommerfeld und betrieb neben Hochbauten und Terrainerschließungen auch große Tischler- und Zimmereibetriebe. Eines der namhaftesten Großprojekte war die Erschließung und Bebauung im Rahmen der U-Bahnverlängerung um 1929 in Berlin-Zehlendorf. Neben den U-Bahntrassen und -stationen wurden mit Architektenpersönlichkeiten wie Walter Gropius, Bruno Taut, Fred Forbat und Otto Rudolf Salvisberg umfangreiche Siedlungseinheiten wie die „Waldsiedlung“ oder „Onkels-Toms-Hütte“ realisiert. Die Siedlungen prägen nicht nur den Berliner Südwesten, sondern stellen international beachtete Projekte des Wohn- und Städtebaus der Moderne dar. Adolf Sommerfeld leitete auch aus dem Schweizer Exil nach 1933 für einige Zeit die Geschäfte der AHAG. Der Bauleiter und Architekt Friedrich Tietje wurde in Flensburg vor allem für die Errichtung der Villenkolonie Falkenberg bzw. so genannten „Tietjekolonie“ bekannt, die ab 1924 an den Straßen Falkenberg, Strucksdamm und Immenhof auf der Westlichen Höhe als Siedlung mit qualitätvollen ein- und zweigeschossigen Villen im Heimatschutzstil realisiert wurde.
In Flensburg prägt die in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen entstandene Landhaussiedlung zusammen mit den älteren Siedlungsbereichen der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg den Charakter der Westlichen Höhe und ist entscheidend verantwortlich für die Wahrnehmung dieses Stadtquartiers als hochwertiges Wohngebiet. Architekturhistorisch der konservativen Moderne oder der Sachlichkeit mit Bezug zum Heimatschutz verpflichtet, verleihen die Einzelformen, wie das wiederkehrende Motiv des asymmetrisch gesetzten Rundfensters („Monokel“) der Siedlung ein individuelles Gepräge. Die trotz partieller Überformung von Einzelbauten in ihrer Kleinteiligkeit und Durchgrünung sehr anschaulich überlieferte Siedlung ist beispielhaft für den auf seriellen Grundlagen beruhenden Wohn- und Städtebau der 1930er Jahre und in Flensburg als besonderer Ausdruck einer Stadterweiterung und –verdichtung jener Zeit einzuordnen.
Die resultierenden besonderen orts- und sozialgeschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Denkmalwerte begründen ein öffentliches Interesse an Erforschung und Erhalt des Ensembles.


Auszug aus der Denkmaltopographie:
Matthias-Claudius-Straße - Siedlung in dem von Matthias-Claudius-Straße und Timm-Kröger-Weg im Süden sowie Emanuel-Geibel-Straße und Liliencronweg im Norden eingefassten Gebiet mit den Querstraßen Heinrich-Voß-Straße, Gorch-Fock-Weg und Dietrich-Nacke-Straße, bis auf die letzte, deren Namengebung nach dem 1595 gestorbenen Flensburger Bürgermeister erfolgte, alle nach norddeutschen Dichtern benannt. Angelegt als Landhaussiedlung an der Marienhölzung 1936/37 nach Planung von Ernst Reinarz, Berlin, für die Allgemeine Häuserbau AG Berlin-Lichterfelde unter der örtlichen Bauleitung von Friedrich Tietje. 1938 waren 82 Wohneinheiten fertig gestellt.
Alle Häuser sind in Kalksandstein mit roter Vormauersteinverblendung ausgeführt, wobei im Wesentlichen zwei Typen zur Anwendung kamen. Das eingeschossige Giebelhaus mit ausgebautem Satteldach zeigt in der Regel an der Straßenfront links ein dreiteiliges, häufig erkerartig vorgesetztes Blumenfenster, rechts daneben das meist farbig verglaste kreisrunde Dielenfenster, darüber im Giebel drei Fensteröffnungen. Die auffällige Form des Dielenfensters führte zu der verbreiteten volkstümlichen Bezeichnung Monokelsiedlung. Der Eingang liegt an der rechten Traufseite, darüber eine Schleppgaube mit Treppenhausfenster, während zur Gartenseite eine Terrasse vorgelagert ist. Bei dem ebenfalls mit Satteldach und mit gegenständig angeordneten Wohneinheiten versehenen Doppelhaus liegen die Eingänge nebeneinander in der Mitte, darüber erscheint eine breite holzverschalte Gaube mit je einem Fenster pro Haushälfte. Seitlich angeordnet sind breite vierteilige Fenster. Auch liegen zum Garten Terrassen.
Beidseitig mit diesen Häusern bebaut sind nur die Matthias-Claudius-Straße (Nr. 1-27 und 2-20), die Heinrich-Voß-Straße (Nr. 17-23 und 26-36) und der sehr schmale Gorch-Fock-Weg (Nr. 1-7 und 2-8). Hingegen bilden Timm-Kröger-Weg (Nr. 2-10), Liliencronweg (Nr. 1-13), Emanuel-Geibel-Straße (Nr. 1-23) und Dietrich-Nacke-Straße (Nr. 30-46) mit ihrer einseitigen Siedlungsbebauung die Außenkanten des geschlossenen Bereichs.
(Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein, Stadt Flensburg, 2001)



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