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Denkmaldatenbank Schleswig-Holstein


Gemeindezentrum mit Pastorat
Kreis:Rendsburg-Eckernförde
Gemeinde:Rendsburg, Stadt
PLZ:24768
Straße:Alte Kieler Landstraße 187 - 189
Art des Denkmals:Kirche
Funktion des Denkmals:Kirche
Objektnummer:16187




>Link zur DenkmalkarteMaßstab 1:1100

Kurzbeschreibung:
Gemeindezentrum Bugenhagenkirche mit Pastorat; 1957/59, Architekt Uwe Niehus; L-förmiger Komplex Saalbau, Verbindungsbau, Pastorat; freistehender Glockenturm, 1962, D. Bolz, K. Detlefsen


Beschreibung:
Das Gemeindezentrum Bugenhagenkirche wurde 1957/59 nach einem Entwurf von Uwe Niehus (Heide) errichtet. Die finanziellen Möglichkeiten der Kirchengemeinde waren nach dem 2. Weltkrieg angespannt. Wenngleich die Kirchengemeinde wuchs, fehlte die Möglichkeit für die Errichtung einer geplanten vollständigen baulichen Anlage, bestehend aus Kirche, Gemeindezentrum und Pastorat. Die schrittweise Umsetzung ist in besonderer Weise durch den 1962 konzipierten Kirchenbau dokumentiert, von dem tatsächlich nur der Turm nach einem Entwurf der Architekten Dietrich Bolz und Klaus Detlefsen ausgeführt wurde. Der zunächst nur für eine provisorische Kirchennutzung gedachte Gemeindesaal musste daher weiter auch für diesen Zweck genutzt werden.
Das Gemeindezentrum Bugenhagenkirche besteht aus Gemeindesaalbau und Pastorat sowie einem zwischen diesen liegenden Verbindungsbau. Der Glockenturm ist vor dem Saalbau freistehend errichtet worden. Durch die L-förmige Baukörperanordnung des Gemeindezentrums sowie den Glockenturm wird ein Vorplatz an der Straße gefasst. Entsprechend ihrer Bedeutung und Nutzung sind die Baukörper des Gemeindezentrums in Größe und Lage um den Vorplatz gestaffelt. Das Pastorat bildet mit seinem zur Alten Kieler Landstraße ausgerichteten Südgiebel und dem Eingangsbereich die westliche Begrenzung des Vorplatzes. Zur Tondernstraße fügt es sich durch seine Lage und Kubatur in die dortige Wohnbebauung ein. Gemeindesaal und Verbindungsbau stehen traufständig, durch den Vorplatz von der Alten Kieler Landstraße zurückgesetzt und werden jeweils über diesen erschlossen. Der Haupteingang des Gemeindehauses ist durch einen vorgezogenen turmartigen Vorbau mit Vollwalm und vorgelagertem Eingangspodest betont.
Bei dem Gemeindezentrum handelt es sich um einen Gebäudekomplex aus eingeschossigen, ziegelsichtigen, im gotischen Verband gemauerten Baukörpern unter gestaffelten Satteldächern in Falzziegeldeckung (rote S-Pfannen). Die Traufen bestehen aus vorkragenden, farbig gefassten Betonplatten. Die Anordnung der bauzeitlichen Holzfenster (u.a. Bleiverglasungen) entspricht der jeweiligen Nutzung der Baukörper. Das Pastorat weist zudem bauzeitliche Fensterläden in Holz auf.
Im Inneren wird der Gemeindesaal durch eine Holzbalkendecke, bestehend aus Unterzügen und längst angeordneten Deckenfeldern, einer auf runden Stützen aufliegenden Empore mit einem Geländer aus Holzbrüstung und vertikalen und horizontalen Stahlstäben mit Rosettenverzierungen sowie den glatt geputzten und gestrichenen Wänden bestimmt. Ein weiteres Ausstattungselement stellt die Falttür zwischen Vorraum und Gemeindesaal dar. Die Dachwerke sind als Pfettendachkonstruktion teils in Kombination mit Hängewerken mit sehr sparsamen Querschnitten ausgebildet. Die Belichtung des Daches erfolgt durch wenige Schleppgauben.
Der freistehende Glockenturm besteht aus Treppenhaus, Glockenstube und Helm.
Die Anlage des Gemeindezentrums entspricht der tradierten Baugestaltung des sogenannten Heimat-, Heimatschutzstils und Reformarchitektur, die um 1900, verstärkt jedoch während des 1. Weltkrieges bis nach dem 2. Weltkrieg für Deutschland prägend war und hier beispielhaft angewendet wurde. Grundlage des Architekturverständnisses sind heimatlich verstandene Bautraditionen, bei der Gestaltungselemente in einer abstrakten Anlehnung „heimatlich“ interpretiert wurden.
Die städtebauliche und künstlerische Umsetzung der Planungsaufgabe des Gemeindezentrums der Ev.-luth. Gemeinde in Rendsburg Bugenhagen 1957/59 weist eine sehr hohe Planungs- und Ausführungsqualität für die Zeit auf und begründet das öffentliche geschichtliche, künstlerische und städtebauliche Erhaltungsinteresse. Diese besteht insbesondere in der Ausbildung und Anordnung der Baukörper um den Vorplatz sowie die gestalterische Auswahl von Details für Fenster, Türen und Oberflächen im Äußeren als auch im Inneren, die zu einer gestalterischen Einheit zusammengefasst ist.
Hieraus ergibt sich das besondere historische öffentliche Erhaltungsinteresse der Anlage. Der Glockentum 1962 wurde der Gestaltungsidee des Vorplatzes seitlich errichtet. Der Turm stellt damit die östliche Begrenzung des Vorplatzes dar und macht mit seiner Positionierung, fast an die Straße, auf den Standort städtebaulich deutlich aufmerksam. Nachdem deutlich wurde, dass die angestrebte bauliche Vervollständigung der Gesamtanlage nicht weiterverfolgt werden konnte, wurde der Abschluss der Apsis neugestaltet, um dem Gemeindesaal einen stärker sakralen Charakter zu verleihen.
Die resultierenden besonderen geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Denkmalwerte begründen ein öffentliches Interesse an der Erhaltung und Erforschung des Objekts.


Auszug aus der Denkmaltopographie:
Bugenhagenkirche mit Pastorat, aufgeführt 1957-1959 (Einweihung 13.12.1959) nach Planung von Heinz Schröder im Auftrag der Kirchengemeinde St. Marien zur kirchlichen Versorgung des schnell wachsenden Wohngebietes im Rendsburger Osten. Einziger kirchlicher Neubau im Gebiet des Stadtfeldes, innerhalb der Schleife in zentraler Lage an der Ecke Tondernstraße. Winkelförmig angelegte Baugruppe von Pastorat, Verbindungsbau, Kirchensaal und freistehendem Turm, die einen abschirmenden Gartenhof einschließt. Schlanker, unmittelbar an der Straße stehender Campanile, errichtet 1962 von Dietrich Bolz und Klaus Detlefsen, Kiel. Das westlich stehende Pastorat von 1957, Verbindungsbau und Gemeindesaal erst danach im ersten Bauabschnitt in einem Zuge errichtet. Von dem als zweiten Bauabschnitt vorgesehenen Kirchenneubau nur der Turm verwirklicht (mit drei Glocken, Weihe 1964), daraufhin der ursprüngliche Gemeindesaal zur Kirche umfunktioniert.
Zweischaliger Backstein-Saalbau im stumpfen Winkel anschließend an den Verbindungsbau zum Pastorat, mit Satteldach und exzentrisch vorgestelltem, in die Dachzone turmartig eingreifendem Eingangsvorbau. An dessen östlicher Seitenwand eine von Mauerpfeilern geteilte flachbogige Dreifenstergruppe. Langwände des Saalbaus von tableauartig geordneten Hochfenstern gegliedert. Zur Linken des Eingangs vierteiliges Breitfenster unter herabgezogener Traufe. Inneres stützenlos unter einer Stahlbetondecke und einheitlich in der Raumwirkung mit eingezogener, von flach segmentbogiger Wandung geschlossener Apsis. Nach Westen ein L-förmiger Trakt zum eingeschossigen Pastorat, das sich mit seiner fenstergegliederten Giebelfront zur Alten Kieler Landstraße, mit der westlichen Traufseite, unterbrochen durch einen Erkeranbau mit Walmdach, zur Tondernstraße wendet. Sein landhausartiger Charakter unterstrichen durch traditionell grün gestrichene Fensterläden im Erdgeschoss der Giebelfront sowie das über breitem Aufschiebling anschwingende Satteldach mit betontem Traufüberstand. Eingangsseite zum Pfarrhof mit tiefer gelegter Haustür und hoch unter der Traufe sitzendem Kleinfensterband in Anklängen an einen versachlichten Heimatstil. Der Glockenturm demgegenüber in seiner Verbindung von Backstein, Beton, Stahl und Schieferdeckung ausdrücklich von der aktuellen Form- und Materialsprache der frühen 1960er Jahre bestimmt.
(Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein, Kreis Rendsburg-Eckernförde: Stadt Rendsburg und die umliegenden Ortschaften Stadt Büdelsdorf, Schacht-Audorf, Osterrönfeld, Westerrönfeld, 2008)




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