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Denkmaldatenbank Schleswig-Holstein


Wohn- und Geschäftshaus
Kreis:Flensburg
Gemeinde:Flensburg, Stadt
PLZ:24939
Straße:Burgplatz 2
Art des Denkmals:Wohnbau
Funktion des Denkmals:Wohn- und Geschäftshaus
Objektnummer:14602




>Link zur DenkmalkarteMaßstab 1:1000

Kurzbeschreibung:
Wohn- und Geschäftshaus; 1896, Maurermeister Andreas Ohlsen; viergeschossiger Putzbau in Ecklage in spätklassizistischen und Neurenaissance-Formen, zweigeschossige Kastenerker


Beschreibung:
Das Wohn- und Geschäftshaus ist in Ecklage am Burgplatz 1896 von Maurermeister Andreas Ohlsen als viergeschossiger Putzbau errichtet worden. Die beiden Schaufassaden sind in spätklassizistischen und Neurenaissance-Formen ornamentiert; zweigeschossige Kastenerker mit Glasveranden liegen an der Platzfassade und über dem Eckeingang.
Der Burgplatz befindet sich im Flensburger Stadtteil Westliche Höhe und ist oberhalb der historischen Kernstadt gelegen. Das Areal wurde nach der Abtragung der historischen Duburg insbesondere im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts städtebaulich erschlossen, hier siedelte sich das mittlere Bürgertum an. Es entstanden zahlreiche, geschlossen bebaute Straßenzüge mit baukünstlerisch anspruchsvollen Gründerzeitbauten wie z.B. die repräsentative Toosbüystraße und die Dorotheenstraße, die beide ebenfalls auf den Burgplatz zuführen. Die geschlossene Wohn- und Geschäftshausbebauung schrieb hier das urbane Bild der Innenstadt fort. Südwestlich davon, in den Gebieten u.a. entlang des Marienhölzungsweges, der Moltke- oder der Wrangelstraße entstand hingegen offener und durchgrünter Wohnhaus- und Villenbau mit vorstädtischem Charakter.
Das Wohn- und Geschäftshaus wurde 1896 von Maurermeister Andreas Ohlsen als viergeschossiges Eckgebäude mit repräsentativer Wirkungsabsicht errichtet. Es zeichnet sich durch die zu zwei Straßen gerichtete, reich gegliederte Putzfassaden aus. Verbunden werden sie an der stumpfen Ecke mit einem Kastenerker und abschließender Veranda. Die Front am Burgplatz weist einen weiteren, leicht aus der Mitte gerückten Kastenerker auf. Das rustizierte Erdgeschoss wird hier von großflächigen Schaufenstern bestimmt. Die Fenster in den Obergeschossen sind paarweise zusammengefasst und an der Burgplatzseite schlichter gerahmt als zur Burgstraße, wo Sohlbänke, Verdachungen und Gesimse plastischer hervortreten. Die Kastenerker werden von kräftigen Konsolen getragen und sind mit Halbsäulen, kannelierten Pilastern zwischen den Fenstern und mit ausladenden schweren Gesimsen ornamentiert; abgeschlossen werden sie von Veranden mit feinversprossten Verglasungen. Der zweiachsige, ursprünglich lediglich zweigeschossige Anbau zum Nachbarhaus Burgstraße 3 wurde erst 1928 aufgestockt und somit dem Gesamtbau angeglichen. Im Innern liegen pro Geschoss zwei über Eck angeordnete, gut belichtete Wohnungen mit großzügigen Grundrissen (fünf Zimmer, Erker, Küche und Mittelflur), das Treppenhaus mit Podesttoiletten befindet sich an der Rückseite. Im Erdgeschoss war zunächst nur in Ecklage ein Laden vorgesehen, später kamen weitere hinzu.
Der Bau bildet mit zwei flankierenden, sehr ähnlich gestalteten Wohn- und Geschäftshäusern eine geschlossene und sehr authentisch erhaltene, platzbildprägende Baugruppe des ausgehenden 19. Jahrhunderts mit repräsentativer und für diese Zeit sehr charakteristischer Gestaltung im Formenkanon des Spätklassizismus und der Neurenaissance. Die nach Entwürfen örtlicher Baumeister entstandene Architektur akzentuiert die durch Straßeneinmündungen bestimmte Platzsituation. Sie belegt im souveränen Einsatz historisierender Schmuckformen und Bauglieder zudem das hohe Niveau des kaiserzeitlichen Mietshausbaus in Flensburg, das neben ausgewiesenen Architekten auch von einer breiten Schicht von Bau- und Handwerksmeistern getragen wurde. Die Geschossaufteilungen geben in ihrer großzügigen Grundrissgestaltung zudem ein sehr anschauliches Beispiel für die Binnenstruktur zeittypischer bürgerlicher Mietshäuser; die Läden verweisen auf den urbanen Charakter und die kernstadtnahe Lage. Die Platzsituation markiert den Übergang zwischen städtischer Wohn- und Geschäftshausbebauung und sich auflockernden, vorstädtischen Wohnhaus- und Villensiedlungen und illustriert somit sehr eindringlich ein Stück Stadtgeschichte Flensburgs im Übergang zum 20. Jahrhundert.
Die vorliegenden besonderen geschichtlichen (bau-, stadt- und sozialgeschichtlichen), städtebaulichen und künstlerischen Denkmalwerte begründen ein öffentliches Interesse an der Erhaltung und Erforschung des Objektes.


Auszug aus der Denkmaltopographie:
Ehemals Burgstraße 20. Repräsentatives viergeschossiges Wohn- und Geschäftshaus, 1896 von Maurermeister Andr. Ohlsen errichtet, der zweiachsige, ursprünglich nur zweigeschossige Anbau zum Nachbarhaus Burgstraße 3 erst 1928 aufgestockt und dem Gesamtbau angeglichen. Die nach beiden Straßen gerichteten Putzfassaden durch Kastenerker mit abschließender Veranda an der stumpfen Ecke verbunden, auch die Front am Burgplatz mit leicht aus der Mitte gerücktem Kastenerker. Rustiziertes Erdgeschoss hier von Schaufenstern bestimmt, links vom Eingang modernisiert und durch Riemchenverblendung verunstaltet. Fenster in den Obergeschossen paarweise zusammengefasst, an der Burgplatzseite schlichter gerahmt als zur Burgstraße, wo Sohlbänke, Verdachungen und Gesimse plastischer hervortreten. An den Kastenerkern Halbsäulen und kannelierte Pilaster zwischen den Fenstern, ausladende schwere Gesimse sowie abschließende, feinversprosste Verandenverglasungen.
(Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein, Stadt Flensburg, 2001)


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