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Denkmaldatenbank Schleswig-Holstein


Wohn- und Geschäftshaus
Kreis:Flensburg
Gemeinde:Flensburg, Stadt
PLZ:24939
Straße:Burgplatz 1
Art des Denkmals:Wohnbau
Funktion des Denkmals:Wohn- und Geschäftshaus
Objektnummer:14601




>Link zur DenkmalkarteMaßstab 1:1000

Kurzbeschreibung:
Wohn- und Geschäftshaus; vor 1895, Maurermeister Andreas Jensen; dreigeschossiger Putzbau in Ecklage in spätklassizistischen und Neorenaissance-Formen, zweigeschossiger Kastenerker über Eckeingang


Beschreibung:
Das Wohn- und Geschäftshaus ist in Ecklage am Burgplatz vor 1895 von Maurermeister Andreas Jensen als dreigeschossiger Putzbau errichtet worden. Die beiden Schaufassaden sind in spätklassizistischen und Neorenaissance-Formen ornamentiert; ein zweigeschossiger Kastenerker liegt über dem Eckeingang.
Der Burgplatz befindet sich im Flensburger Stadtteil Westliche Höhe und ist oberhalb der historischen Kernstadt gelegen. Das Areal wurde nach der Abtragung der historischen Duburg insbesondere im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts städtebaulich erschlossen, hier siedelte sich das mittlere Bürgertum an. Es entstanden zahlreiche, geschlossen bebaute Straßenzüge mit baukünstlerisch anspruchsvollen Gründerzeitbauten wie z.B. die repräsentative Toosbüystraße und die Dorotheenstraße, die beide ebenfalls auf den Burgplatz zuführen. Die geschlossene Wohn- und Geschäftshausbebauung schrieb hier das urbane Bild der Innenstadt fort. Südwestlich davon, in den Gebieten u.a. entlang des Marienhölzungsweges, der Moltke- oder der Wrangelstraße entstand hingegen offener und durchgrünter Wohnhaus- und Villenbau mit vorstädtischem Charakter.
Das vor 1895 errichtete, dreigeschossige Eckgebäude zur Bergstraße geht mit ausgebautem Dach und aufwendig gegliederter Putzfassade vermutlich auf Entwürfe des Maurermeisters Andreas Jensen zurück. Die Erdgeschosszone ist genutet, an der stumpfen Ecke liegt ein Ladeneingang, darüber auf ornamentierten Putzkonsolen ein Kastenerker, der ursprünglich mit einem Türmchen bekrönt war. Die weitgehend gleichmäßig gereihten Fenster werden durch Putzrahmungen hervorgehoben, im Hauptgeschoss kräftiger ornamentiert und an der repräsentativeren Südseite zum Burgplatz durch Ädikularahmen mit Dreieck- oder Segmentgiebeln ausgezeichnet. Das Traufgesims besteht aus einem feinen Zahnschnitt mit rhythmisierenden Konsolen. Im Innern liegen pro Geschoss zwei über Eck angeordnete, gut belichtete Wohnungen. Sie bestehen aus 3 oder 4 Zimmern mit Küche und werden durch Binnenflure erschlossen; das Treppenhaus befindet sich rückwärtig im Winkel der beiden Gebäudeflügel. Schon frühzeitig sind im Erdgeschoss Läden und Gewerbe eingezogen, 1895 wurde eine Backstube angefügt, 1936-37 errichtete man eine Autogarage im Hof und eine bestehende Werkstatt im Flügel an der Bergstraße wurde 1955 erweitert.
Der Bau bildet mit zwei anschließenden, sehr ähnlich gestalteten Bauten eine geschlossene und sehr authentisch erhaltene, platzbildprägende Baugruppe des ausgehenden 19. Jahrhunderts mit repräsentativer und für diese Zeit sehr charakteristischer Gestaltung im Formenkanon des Spätklassizismus und der Neurenaissance. Die nach Entwürfen örtlicher Baumeister entstandene Architektur akzentuiert die durch Straßeneinmündungen bestimmte Platzsituation. Sie belegt im souveränen Einsatz historisierender Schmuckformen und Bauglieder zudem das hohe Niveau des kaiserzeitlichen Mietshausbaus in Flensburg, das neben ausgewiesenen Architekten auch von einer breiten Schicht von Bau- und Handwerksmeistern getragen wurde. Die Geschossaufteilungen geben in ihrer großzügigen Grundrissgestaltung zudem ein sehr anschauliches Beispiel für die Binnenstruktur zeittypischer bürgerlicher Mietshäuser; die Läden verweisen auf den urbanen Charakter und die kernstadtnahe Lage. Die Platzsituation markiert den Übergang zwischen städtischer Wohn- und Geschäftshausbebauung und sich auflockernden, vorstädtischen Wohnhaus- und Villensiedlungen und illustriert somit sehr eindringlich ein Stück Stadtgeschichte Flensburgs im Übergang zum 20. Jahrhundert.
Die vorliegenden besonderen geschichtlichen (bau-, stadt- und sozialgeschichtlichen), städtebaulichen und künstlerischen Denkmalwerte begründen ein öffentliches Interesse an der Erhaltung und Erforschung des Objektes.


Auszug aus der Denkmaltopographie:
Ehemals Bergstraße 2. Wohn- und Geschäftshaus, erbaut vermutlich von Maurermeister Andr. Jensen vor 1895. Das dreigeschossige Gebäude mit ausgebautem Dach und reich gegliederter Putzfassade. Erdgeschoss rustiziert, an der stumpfen Ecke Ladeneingang, darüber Kastenerker, dessen Abschlusstürmchen nicht mehr vorhanden ist. Gleichmäßig gereihte Fenster im Hauptgeschoss durch Ädikularahmen mit kräftigen Dreieck- oder Segmentgiebeln hervorgehoben.
(Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein, Stadt Flensburg, 2001)


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