

Kurzbeschreibung:
ehem. Hübsch-Speicher; 1939, Fr. Wucherpfennig; sechsgeschossiger Hochsilo mit Klinkerfassade und Walmdach, zweigeschossiges Lagerhaus nach Süden anschließend, an Nordseite Betonsilo von 1961-63; technische Ausstattung aus der Bauzeit
Beschreibung:
Ehem. Hübsch-Speicher; 1939, Fr. Wucherpfennig; sechsgeschossiger Hochsilo mit Klinkerfassade und Walmdach, zweigeschossiges Lagerhaus nach Süden anschließend, an Nordseite Betonsilo von 1961-63; technische Ausstattung aus der Bauzeit.
An der Nordspitze des ehemaligen Freihafens gelegener Getreidespeicher, von Zivilingenieur Fr. Wucherpfennig für die Firma Richard Hübsch auf rechteckigem Grundriss errichtet. Die Kombination aus sechsgeschossigem Hochsilo mit südlich anschließendem zweigeschossigem Lagerhaus wurde 1961-63 an der Nordseite um einen schmalen Betonsilo mit wasserseitigem Erschließungsturm erweitert.
Das Lagerhaus ist mit einem flachen Walmdach gedeckt, besitzt einen Betonsockel, Schiebetore sowie eine regelmäßige Fenstergliederung. Im Kern handelt es sich um eine Betonskelettkonstruktion, die mit Beton bzw.- und Mauerstein ausgefacht und mit rotem Klinker verblendet ist. Der Bauschmuck beschränkt sich auf eine schlichte Abtreppung des Traufgesimses. Der Bau wird an drei Seiten von einer Laderampe umzogen. Diese wird von einem umlaufenden Betonvordach überfangen, das von weit ausladenden, konsolartigen Auslegern getragen wird. Rampe und Vordach erstrecken sich auch an den angrenzenden Schmalseiten des Hochsilos, an der Wasserseite ist ein Abschnitt des Vordaches bereits abgängig. Das Innere des Lagergebäudes wird durch die offenen Lagerböden im Erdgeschoss mit einem Raster aus Betonstützen mit Konsolerweiterungen und im Obergeschoss durch eine mittlere Stützenreihe sowie an der Ostseite ausgegrenzte Verwaltungsräume charakterisiert.
Der Hochsilo ist ebenfalls als verblendete Betonskelettkonstruktion errichtet und ebenso schlicht gestaltet wie das Lagerhaus; lediglich die Wasserfront und die angrenzenden Ecken sind durch rechteckige Fensteröffnungen gegliedert, hierdurch wird die Lage der dort im Innern situierten Technikräume ablesbar. Die übrigen Wandflächen sind fensterlos und verweisen auf die in diesem Bereich liegenden Silokammern. Das steile Walmdach mit Hechtgauben ist durch ein gestuftes Putzgesims abgesetzt. Die Binnenstruktur aus einem Erschließungsbereich mit einem Betontreppenhaus und einem bauzeitlichen Lastenaufzug (Fa. Friedrich Kehrhahn, Hamburg, 1940), aus Technik- und Revisionsräumen in den Geschossen und den 30 vertikalen Silokammern als Hauptelement ist weitgehend unverändert überliefert. In den Technik- und Revisionsräumen waren die Redler (Beschickungssystem), Vorrichtungen für Reinigung und Trocknung, die automatischen Waagen, der sogenannte Zyklor, der Rezipient, sowie ein Bunkerraum untergebracht. Als technische Ausstattung sind u.a. die außen liegende Warenzuleitung (Fa. Adolf Baumgarten), eine Getreidewaage (Chronos-Werke Reuther u. Reisert KG), sowie Gebläse und Schüttungen mit Zuleitungen erhalten. Der Dachraum ist als gesicherte Stahlbetonkonstruktion ausgeführt und zweigeschossig ausgebaut.
Der zwischen 1961 und 1963 durch die Industrie-Bau Nord GmbH Hamburg hinzugefügte Silobau in Sichtbeton besteht aus 17 vertikalen Siloröhren und wurde im Gleitschalungs-Bauverfahren errichtet, das die Industrie Gleitbaugesellchaft Ahl & Co. m.b.H., Köln entwickelt hat. Die Röhren zeichnen sich am Außenbau plastisch ab, ein Satteldach schließt den Bauteil ab. Wasserseitig ist ein turmartiger elfgeschossiger Erschließungs- und Techniktrakt auf etwa quadratischem Grundriss mit flachem Dachabschluss angefügt, der durch ein vertikales Fensterband gegliedert ist. Im Innern ist u.a. eine bauzeitliche automatische Getreidewaage der Chronos-Werke Reuther u. Reisert KG vorhanden.
Das Silo- und Lagerhausensemble ist äußerlich wie auch in seiner inneren Struktur und technischen Ausstattung sehr anschaulich überliefert. Die Baugruppe dokumentiert eindringlich die Bau- und Wirtschaftsgeschichte Flensburgs und ihre Entwicklung insbesondere im Bereich des ehemaligen Freihafens bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Bautechnik, Betonskelettbauweise mit Stahlbetondächern und Gleitschalungsbau, belegen den jeweiligen bautechnischen Standard; die überlieferte technische Ausstattung der Bauzeit, wie z.B. der Aufzug und die automatischen Waagen tragen erheblich zum Dokumentationswert der Anlage bei. Die überlieferte und am Außenbau jeweils ablesbare Binnengliederung verweist auf die Nutzungsstruktur der Silo- und Lagergebäude, ebenso die markanten Vordächer und Rampen. Die höhengestaffelte Baugruppe prägt die Hafen- und Stadtsilhouette in diesem Bereich, erreicht mit dem aufragenden Siloturm der 1960er Jahre eine Fernwirkung und rundet als städtebauliche Landmarke die Folge von historischen Speicher- und Silogebäuden an der östlichen Fördeseite Flensburgs nach Norden ab.