

Kurzbeschreibung:
ehem. Dienstwohngebäude der Trainkaserne; 1870er Jahre, Architekt Bauinspektor Edens; unterkellerter, dreigeschossiger gelber Backsteinbau unter flachem Walmdach mit Drempelgeschoss
Beschreibung:
Ehemaliges Dienstwohngebäude des Traindepots (Trainkaserne), in den 1870er Jahren wohl von Garnisonbauinspektor C. Edens errichtet. Der dreigeschossige, unterkellerte gelbe Backsteinbau unter flach geneigtem Walmdach mit Drempelgeschoss erhebt sich traufständig über einem querrechteckigen Grundriss. Das Erdgeschoss ist umlaufend von breitem, bekrönendem Gurtgesims mit Kreuzfries, Deutschem Band und Kaffgesims abgeschlossen. Die Eckverbände des Erdgeschosses werden durch Eckpilaster, die Eckverbände der Obergeschosse durch kolossale Eckpilaster betont. Das Drempelgeschoss wird durch ein vorkragendes Kranzgesims bekrönt. Insgesamt greift die architektonische Gestaltung auf eine fortifikatorische Formensprache zurück, welche für die preußische Kasernenarchitektur des späten 19. Jahrhunderts zeittypisch und prägend ist.
Die Haupterschließung erfolgt mittig über die bauzeitlich erhaltene hölzerne Eingangstür mit hohem Oberlicht und Kandelaberornamentik. Der rückwärtige Zugang erfolgt über einen Treppenhausrisalit. Die Fensteröffnungen wurden als Segmentbogenfenster ausgeführt. Im Inneren ist die bauzeitliche hölzerne Treppe in zeittypischer Formensprache, sowie in hohem Maße die bauzeitlichen Wohnungszugangstüren, die historische Dachstuhlkonstruktion nebst Bedienstetenwohnungen, erhalten. Im Kellergeschoss wurde eine mit Backsteinen gemauerte Gewölbedecke, gestützt auf gemauerte Zwischenwände, erstellt.
In Folge der preußischen Annektion Schleswig-Holsteins 1867 wurde die Garnison Rendsburg stark ausgebaut. Entlang der ehemaligen Wallanlagen des Neuwerks entstand zwischen 1871 und 1905 ein Ring von neuen preußischen Kasernenbauten. Das ehem. Dienstwohngebäude markiert als letzte bauliche Überlieferung der sog. Trainkaserne und somit als wichtiger städtebaulicher Fixpunkt den nördlichen Beginn dieser besonderen städtebaulichen und baugeschichtlich sehr prägenden Entwicklung Rendsburgs und veranschaulicht diese exemplarisch.
Die daraus resultierenden besonderen geschichtlichen und städtebaulichen Denkmalwerte begründen ein öffentliches Interesse an der Erhaltung und Erforschung des Objektes.
Auszug aus der Denkmaltopographie:
Ehemaliges Dienstwohngebäude des Traindepots (Trainkaserne), in den 1870er Jahren vermutlich von Garnisonbauinspektor C. Edens errichtet. Dreigeschossiger, unterkellerter gelber Backsteinbau unter flach geneigtem Walmdach mit durchfenstertem Drempel. Einfassung der Fassaden des blockförmigen Gebäudes durch geschossübergreifende Eckpilaster. Das Erdgeschoss von breitem Gurtgesims mit Fries und Deutschem Band abgeschlossen. Eingangstür mittig an der Straßenseite mit hohem Oberlicht und Kandelaberschnitzwerk. Rückwärtiger Zugang risalitartig hervorgehoben. Ähnlich dem von Edens 1875-1878 erbauten Ökonomiegebäude an der Kaiserstraße (Nr. 21).
Ablehungsgrund (Jo): Auf dem Standort der 1896/97 erbauten Trainkaserne an der Herrenstraße in Rendsburg steht heute die 1972-74 errichtete Kreisberufsschule. Nur das ehem. Dienstwohngebäude des Traindepots, vermutlich von C. Edens aus den 1870er-Jahren, ist erhalten, ein dreigeschossiger Backsteinbau, auf S. 160 der Denkmaltopographie Rendsburg von 2008 beschrieben. Vergleichbare Architektur findet sich in den Bauten der Kaserne des 85. Infantrie-Regiments, bes. im ehem. Ökonomiegebäude, Kaiserstr. 21, 1875-78 von Edens ausgeführt. Aus städtebaulicher Sicht steht das Haus in der Herrenstraße isoliert und ohne Bezug auf seine einstige Nutzung als Offizierswohnhaus der Kaserne. Der spätklassizistische Backsteinbau ist durch Fensteraustausch, Schornsteinrohre und Anbauten schon sehr verändert, wäre als kaiserzeitlicher preußischer Staatsbau auch als Schule oder Finanzamt denkbar. Dagegen sind die vergleichbaren Bauten in der Kaiserstraße noch als Kasernenbauten erlebbar. Der historische Wert ist dem Gebäude zuzusprechen, aber sein Erforschung oder Erhaltung liegt nicht wegen eines besonderen geschichtlichen Werts im öffentlichen Interesse, da in Rendsburg „bessere“ Bauten dieses Zeit im Kontext erhalten sind.
(Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein, Kreis Rendsburg-Eckernförde: Stadt Rendsburg und die umliegenden Ortschaften Stadt Büdelsdorf, Schacht-Audorf, Osterrönfeld, Westerrönfeld, 2008Adresse ehem. Herrenstr. 18)